Aaron Prüssens Lieder entstehen da, wo die Stille beginnt. Eine schmale Treppe führt durch Brombeerbüsche hindurch zum Haus ohne Namensschild. Im Sommer 2021 zieht der junge Musiker in die ländliche Schweiz, nicht als Weltflucht, sondern um sich etwas zu stellen, dass wir alle fürchten: Ohne Ablenkung, sich selbst ausgeliefert zu sein.
Hier ist Zwischenland. Eine Zusammenkunft verdichteter Augenblicke, in denen es keine Worte gibt Nicht als abstrakte Meditation, sondern mit der ganzen Dringlichkeit eines Menschen der die Nöte der Welt sieht. Alles was Trost spendet, wird gelöscht. Sechs Songs bleiben übrig.
Auf einer Landstrasse nach Nirgendwohin gelangen wir ins Zwischenland. Einzugsgebiet dichter Nebelschwaden, die von einem Waldhorn durch den anbrechenden Herbst getrieben werden. Die Fremde ist grau.
Die Stimme sanft und gewiss: ich bleib. Hier behauptet niemand mehr, die Welt sei in Ordnung. Antworten gibt es keine. Zwischen den Gitarrenschichten öffnet die Melodie den Raum für eine Frage, die vom hohen Pegel des Alltags zugeschüttet wurde: Weiss ich noch, dass es auch anders geht? Wir schwitzen im Bett. Wir träumen. Orientierungslos. Leben werden verschwendet, selbst die kleinen Oasen am Strassenrand sind zugemüllt. Nur an einem zufälligen Datum kann uns auffallen, dass das Leben schön ist. Die Schönheit ist möglich, weil Liebe unsere freie Entscheidung ist. Weil Lieben ein Fragen ist: Was geht wenn du bleibst, was bleibt wenn du gehst? Sie treibt mit den Tönen in ihrem eigenen Zeitmaß. In die Dauer dieser fremden Landschaft die an den Fragenden vorbeizieht hallt der Satz : Ich bleib ich und Du bleibst Du. Aaron Prüssens Musik ist das, was zwischen diesem ich und und du geschieht. Ein bleiben, wo die Stille beginnt.
geschrieben von Stav Szir